Mittwoch, 10. Dezember 2014

Einfach Augen zu und durch...

...so lautet eine uns allbekannte Floskel.
Klar, hin und wieder ist sie bestimmt ganz passend, das gilt jedoch nicht für den marokkanischen Verkehr. Denn hier würde ich es nicht empfehlen, diese Redewendung beim Wort zu nehmen.

Nachdem ich letzte Woche sogar von einem Auto leicht gestriffen wurde und gerade eben noch fast drei  kleine Kinder und eine Frau umgefahren hätte, habe ich mir gedacht, erzähl ich mal ein bisschen von den Straßen Marokkos.

Als ich hier in Essaouira ankam, wurde mir freundlicherweise von meiner Vermieterin/ Gastmutter ein flottes Damenrad zur Verfügung gestellt.
Das erste Mal in Gebrauch genommen, merkte ich, dass meine Bremse nicht funktionierte. Egal und erstmal nicht so wichtig dachte ich mir, da ich nämlich beim besten Willen am Anfang andere Dinge, als eine kaputte Bremse im Kopf hatte. Eine Woche war das ja noch ganz witzig und aufregend. Die zweite Woche wurde mir die ganze Sache, dann aber doch zu heikel. Und ich beschloss, nachdem ich schon einen Mann umgefahren hatte und ein paar wirklich knappe und brenzlige Situationen erlebt hatte, eine Werkstatt aufzusuchen. Mit neuer Bremse und viel Optimismus konnte ich mich dann also wieder in den Straßenverkehr stürzen.
Besagter Optimismus hielt jedoch nicht all zu lang an, da die Reparatur mehr schlecht, als recht war. Sodass ich jetzt wieder mit einer nicht wirklich funktionstüchtigen Bremse unterwegs bin.
Aber ist jetzt auch nicht mehr so wichtig; nach drei Monaten hat man ein ganz gutes Gefühl für den Verkehr bekommen, sodass ohne Bremse unterwegs sein, eher als sportliche Herausforderung angesehen werden kann.
Das klappt auch eigentlich ganz gut, bis auf die Momente, bei denen plötzlich eine Autotür, ohne vorher zu gucken, geöffnet wird, Kinder auf die Straße springen, Blinker, die gesetzt wurden, nicht befolgt werden, sodass man dann fast in jenes Auto reinfährt oder Taxen einen gerade in diesem Moment überholen, in dem man vorgehabt hatte, abzubiegen. In diesen Momenten schlägt das Herz zugegebenermaßen einen Ticken schneller, aber das bringt ja auch die Durchblutung in' Schwung.

Generell finde ich, dass sich die Marokkaner auf den Straßen ziemlich rücksichtslos verhalten. Es wird nicht ausgewichen, nicht auf andere Acht gegeben und generell scheint hier zu gelten:" der Stärkere gewinnt". Besonders schlimm sind Fußgänger; sie gucken nicht, bevor sie die Straße überqueren und scheinen sich auch sonst ihrer Sache sehr sicher zu sein.
Natürlich gibt es Verkehrsregeln und ab und zu erblickt man auch hier und dort einen Verkehrspolizisten, trotzdem hat man das Gefühl, dass jeder macht, was er will und was er für r-/wichtig hält.
Die Taxifahrten sind auch immer wieder besondere Highlights; es wird gerast, überholt und gehupt, was das Zeug hält.

Was sich jetzt vielleicht für den Ein oder Anderen recht wild anhört, ist im Endeffekt aber gar nicht so schlimm. Ehrlich gesagt finde ich es sogar immer wieder amüsant und erfrischend (ist nicht gerade ein anstrengender Arbeitstag zu Ende).

Und jetzt bin ich immerhin abgehärtet und habe bestimmt kein mulmiges Gefühl mehr, wenn ich mal in die Frankfurter Innenstadt oder nach Wiesbaden fahren muss.
À propos "fahren"; ich vermisse es doch, selbst zu fahren. Aber das ist auch nur ein Luxusproblem ;)



Bis bald mal wieder und vorallem

Euch allen ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr!!!


Liebste Grüße,
Belize









mein neues Gefährt