Dienstag, 30. Juni 2015

Tag 13 (Di, 30.06.2015)

...nach einem extrem anstrengenden gestrigen Tag (ich habe kaum geschlafen und dann sind wir mit den Kindern überraschender weise an den Strand gegangen, sind dort den ganzen Vormittag geblieben; was bedeutet, dass uns die Sonne die ganze Zeit auf die Köpfe geschienen hat, haben die Kinder bespaßt und bis 16:00h ohne Pause durchgearbeitet) war ich heute besser vorbereitet.
Habe ausreichend geschlafen und getrunken, mich am Morgen mit Sonnencreme ordentlich eingeschmiert und mir einen Turban gewickelt, damit ich vor der Sonne geschützt bin.
So habe ich den Tag, selbst begleitet von verschiedenen Sportspielen am Strand wunderbar überstanden. Klar ist Ramadan anstrengend, aber es ist auch eine Kopfsache. Wenn man die Psyche erst einmal überlistet hat, ist es kaum noch anstrengend; man verspürt kein Hunger- und auch kein Durstgefühl (vorausgesetzt man hat die Nacht davor ausreichend gegessen und getrunken). Das Einzige, was sich als schwierig erweist ist, dass man sehr träge und schlapp ist und sich spätestens um 14:00h eine unglaubliche Müdigkeit breit macht.
So auch heute.
Zum Glück hat sich meine Gruppe Kinder (im Moment veranstalten wir so etwas wie ein zweiwöchiges Feriencamp und jeder ist für eine Gruppe zuständig. Ich nehme, zu meiner großen Freude, die Kleinsten unter meine Fittiche) sehr gut selbst mit Gemeinschaftsspielen beschäftigt, sodass ich mich ein bisschen ausruhen konnte.

Nachdem die Kinder heute nach Hause gegangen sind, haben wir, die Betreuer ein gemeinsames Fdor vorbereitet; das Fasten mit Marokkanern zu brechen, ist immer wieder schön und interessant und etwas ganz anderes, als wenn nur Mirjam und ich das Fasten brechen; es ist dann halt nie wirklich marokkanisch, sondern einfach nur ein Essen nach einem Tag nichts essen.

Ihr seht, eigentlich ist heute nichts besonderes geschehen. Aber ich fand es heute einen sehr gelungenen, wenn auch anstrengenden Tag und es hat mir sehr gefallen, auf meiner Arbeit mit meinen Kollegen und anderen Freiwilligen das Fasten zu brechen.


Avocado- Dattel- Milchshake; klingt komisch, ist aber super lecker!
Tomatensuace im Mixer?
Vorbereitung für Tajine


Speckja

Freitag, 26. Juni 2015

Tag 8 (Do, 25.06.2015)

...aber eigentlich mein erst vierter Fastentag; nach einer kleinen Pause war das Schwierige nicht, wieder anzufangen, sonder eher die Motivation.
Sagen wir es ehrlich heraus; Ramadan hat mich gestern richtig genervt!
Da ich im Ramadan nur bis 15:00h arbeiten muss, habe ich also den ganzen Nachmittag frei. Coole Sache! Aber was macht man mit 'nem freien Nachmittag, wenn man sich nicht in ein Café setzen kann? Richtig, nicht wirklich was.
Mein Plan war es eigentlich gewesen, meinen freien und windigen Nachmittag dafür zu nutzen, um endlich mal wieder kiten zu gehen. Die Bedingungen waren perfekt; es war windig, es gab keine Wellen und ich hatte genug Zeit. Doch irgendwie war meine Stimmung gestern irgendwie, naja, sagen wir semioptimal. Ich hatte keine Lust mehr auf nichts.
Vorallem nachdem ich durch die Stadt gelaufen bin und den süßen Duft verschiedenster Gebäcke und anderen Leckerein in mich aufgenommen hatte. Und dann nichts probieren zu können? Gemein. Gemein und frustrierend.
Also bin ich mit diesen Gewitterwolken aus Comics über meinem Kopf nach Hause gestapft, habe mich in mein Bett gelegt, einen Film geguckt und mich selbst bemitleidet.
Anstatt den Tag zu nutzen, "Carpe Diem", von wegen.
Nichts desto trotz bin ich sehr stolz auf mich, dass ich meinem Gedanken:" Scheiß doch einfach drauf!" nicht nachgegeben habe. Eisern habe ich bis zur Sirene durchgehalten und keie Minute vorher einen Bissen oder Schluck zu mir genommen.

Ich hoffe, dass ich heute etwas besser drauf bin, möchte ganz sicher nicht genervt ins Wochenende starten.
À propos Wochenende; Mirjam und ich haben vor, ein Fdor, also ein Fastenbrechen, zu geben (vorzubereiten) und zwar ein deutsch- marokkanisches. Ich hoffe, wir haben danach immer noch Freunde; wie diese wohl auf ein vegetarisches Fastenbrechen reagieren?
Erfahren werdet Ihr es am Sonntag.

Bis dahin, Euch ein schönes Wochenende und liebe Grüße,
Belize

Samstag, 20. Juni 2015

Tag 3 (Sa, 20.06.2015)

Die ersten zwei Tage sind rum und ich bin wirklich überrascht, wie leicht mir das doch fällt, den Tag über nichts zu essen und vorallem nichts zu trinken; selbst nachdem ich gestern mit den Kindern surfen war.
Zu Mirjams und meiner Freude, waren wir gestern auch schon gleich zum Fdor Frühstück, Fastenbrechen, eingeladen. Und nichts geht über eine Einladung bei Marokkanern.
Zusammen mit der Familie saßen wir am runden Tisch und haben darauf gewartet, den Ruf des Muezzin zu vernehmen. Als er dann schließlich ertönte, wurden die Tücher auf dem Tisch aufgedeckt und die zahlreichen Köstlichkeiten kamen zum Vorschein.
Kleine Pizzen, Speckia (süßes Gebäck; typisch im Ramadan), Pflaumen, Panini, Omlette, Brot und natürlich Datteln, mit denen wir das Fasten gebrochen haben. Jedoch gab es zunächst für jeden eine Schüssel köstliche und hausgemachte Harira.
Und, ganz wichtig, ganz viel zu Trinken!
Nach dem Essen sind wir dann in die Stadt und es stimmt wirklich, die Stadt ist voll beziehungsweise die Strandpromenade. Das, tagsüber, ausgestorbene Essaouira ist urplötzlich zum Leben erwacht und man trifft jeden, den man kennt. Und plötzlich sind alle, zumindest sehr viele, in Djellaba gekleidet; auch viele sonst so lässige und freizügige Surfer- boys, was sehr amüsant anzuschauen war.

Da ich um 00:30h nach Hause gekommen bin und ich es für Quatsch erachtet habe in zwei einhalb Stunden wieder aufzustehen, um mein letztes Mahl zu mir zu nehmen und weil ich mir nicht vorstellen konnte, in zwei Stunden wider zu essen, habe ich heute mein Shour (letzte Mahlzeit bevor das Fasten auf's Neue beginnt) ausfallen lassen. Ja, richtig, das heißt, dass ich zwischen Freitag, sagen wir so 21:00h und heute (Samstag), 19:45h nichts gegessen habe, also fast 24h.
Aber, das war heute nicht das Schwierige; der Hunger hielt sich in Grenzen. Was für mich wirklich unaushaltbar war, war, dass ich nichts mit meiner Zeit anzufangen wusste. Stellt Euch vor es ist Wochenende, es ist der perfekte Tag; die Sonne scheint, es ist warm, das Meer ist ruhig und Ihr habt nichts zu erledigen. Aber was machen, wenn man den Tag nicht nutzen kann, indem man sich in Cafés setzt, frischgepressten Orangensaft trinkt, hier mal ein Eis schleckt und da mal ein Stück Kuchen genießt oder einfach aus Langeweile nascht und wegen der Hitze einen Schluck Wasser trinkt? Mit dem Wissen aufzustehen, dass ich davon nichts machen kann, war schrecklich. Deshalb bin ich auch bis 13:30h in meinem Bett liegen geblieben, in der Hoffnung so gehe der Tag schneller rum. Habe mich dann aber doch dazu aufgerafft, aufzustehen, weil mich die Vorstellung, den ganzen Tag im Bett rumzulungern, nur weil ich nicht essen und trinken darf, irgendwann frustriert und zornig gemacht hat. Meine erste Handlung, ich habe erstmal gründlich aufgeräumt; meinen Schrank ausgemistet, Löcher genäht, gefegt und abgespült. Und so war es dann auch schon 16:00h. Anschließend bin ich in die Stadt gegangen, um mein Shour für heute einzukaufen und bin dann in den Surfclub gelaufen, um mich da einfach ein bisschen hinzusetzen und bin schließlich um viertel nach sechs joggen gegangen. Ja, ganz Recht, Sport kann man nämlich selbst dann machen, wenn man nichts gegessen und getrunken hat und man selbst hinterher nichts trinken darf; es ist natürlich noch anstrengender als es ohnehin schon ist, aber wie Sport selbst ist Ramadan eigentlich nur Kopfsache, man ist verblüfft, wie viel der eigene Körper leisten beziehungsweise aushalten kann.
Anschließend in die Dusche gehüpft und danach der nächsten Einladung nachgegangen.
Ebenfalls ein sehr schöner und lustiger Abend im Kreise marokkanischer Freunde.
Es wurde gut gegessen, ausreichend (und endlich!) getrunken und viel gelacht.
(In solchen Momenten werde ich in letzter Zeit nachdenklich und ein bisschen melancholisch, weil ich dieses Land mit meinen neugewonnen Freunden und so auch schöne und lustige Momente erlebend schon ganz bald verlassen muss.)

Jetzt liege ich hier in meinem Bett und habe meinen "Shour- Wecker" AUSgestellt. Warum?
Ich darf die nächsten fünf bis sechs Tage nicht fasten. Ihr erinnert Euch; wer darf wann NICHT fasten? ...endlich mal etwas positives an diesen speziellen Tagen im Leben einer Frau ;)
Dann darf ich morgen ein schönes Frühstück genießen und am Nachmittag mein geliebtes Eis schlecken. Arme Mirjam!

Gute Nacht und liebste Grüße,
Belize

p.s.: Habe ich eigentlich erwähnt, dass extra für Ramadan die Uhr umgestellt wird, nur damit man früher das Fasten brechen darf? (Sind jetzt zwei Stunden früher dran als in Deutschland)
Man kann sich darüber streiten, ob das clever oder auch einfach nur ein bisschen lächerlich ist ;)

Donnerstag, 18. Juni 2015

Tag 1

Donnerstagfrüh, 03:00h, mein Wecker klingelt.
"Was mach ich hier eigentlich? Das ist doch total bescheuert!"
Hinter mir liegen gerade mal knappe vier Stunden "Schlaf" und jetzt soll ich aufstehen, um zu "frühstücken"?
"Ja, da hast Du Dir ja was  vorgenommen. Aber gut, dann steh' ich halt auf."

meine Ramadan- Wecker


Auf leisen Sohlen schleiche ich in die Küche, will mir erstmal Tee kochen. Drehe den Gasherd auf und halte die Flamme an die Platte. Nichts passiert.
"Haha, das ist doch jetzt nicht Dein Ernst? Das ist doch wieder mal so typisch; erster Tag Ramadan, ich stehe extra früh auf, um mich für den Tag zu stärken und die Gasflasche ist leer, natürlich. Dann halt nicht, muss ich wohl mit Wasser frühstücken, gar kein Problem für mich!"
Ich schnibble mir Obst klein, überstreue dieses mit Cornflakes, Crunch- Flocken und Müsli, überkippe alles mit Joghurt und ertränke das Ganze mit Milch. Tadaa, fertig ist mein Meisterwerk.
Motiviert schlürfe ich zurück in mein Zimmer;gegessen wird im Bett.
Resigniert sitze ich da und kaue vor mich hin. und versuche, viel Wasser zu trinken.
Ich höre den Wecker unserer Nachbarn, die nun auch aufstehen. Witziger weise sind wohl auch sie nicht motivierter als ich, denn alles, was ich vernehmen kann, sind Verpackungsgeräusche und die Kühlschranktür, die auf und zu geht; kein Wort wird gesprochen.
Abwechselnd gehen die Lichter wieder aus; erst bei mir und dann die meiner Nachbarn.
Ich vernehme den Ruf des Muezzin, der einem signalisiert, dass das Fasten beginnt und man mit dem Essen aufhören muss.

09:20h, der Wecker klingelt erneut.
Ich stehe auf, mache mich fertig und gehe zur Arbeit.
"Jetzt bin ich aber mal gespannt, ob ich das schaffe; Essen? Könnte nervig werden, aber kein Problem. Beim Trinken (hab mich doch dazu entschieden, zu versuchen, auf das Trinken zu verzichten) hab ich so meine Bedenken."
meine Djellaba; himmelblau und bordeaux
Ich trage meine angefertigte Djellaba, denn im Ramadan hält Mann und Frau sich bedeckter als sonst. Und ich will ja am ersten Tag alles richtig machen.
12:30h, die Kleinen kriegen Essen, die Großen und auch ich nicht. Aber das macht mir nichts aus, auch dass ich bis dahin noch nichts getrunken habe, ist nicht schlimm.
13:30h, ich gehe nach Hause; im Ramadan arbeite ich höchstens bis 15:00h.
Aber was anfangen mit der freien Zeit, wenn man sich nicht in ein Café setzen kann und gemütlich 'nen Saft schlürfen und sich durch die vielfältigen Leckereien probieren kann?
Schlafen. Damit man nicht daran denken muss, einfach aus Langweile zu trinken oder zu essen.
16:30h, "das reicht jetzt, ich kann doch nicht den ganzen Tag schlafen, nur weil ich nichts essen und trinken darf! Aber was mach ich jetzt? Ich könnte joggen gehen, wenn ich damit fertig wäre, würde es eh nur noch eine Stunde dauern, bis ich trinken darf. Dann auf!"
Gedacht, getan, und selbst nach dem Sport, noch immer kein Durst, noch immer kein Hunger.
Zuhause unter die Dusche gehüpft und danach fertig gemacht, um mit Mirjam in die Medina zu gehen, um dort bei einer Schüssel Harira und Datteln, das Fasten zu brechen.

Fastenbrechen
Auf dem Weg in die Medina, bemerken wir eine ganz besondere Sache; die Straßen sind leer gefegt. Niemand ist auf der Straße zu sehen. Sie sind alle zu Hause und warten auf den Ruf des Muezzin, der sie vom Fasten erlöst. Und da ist er auch. Mirjam und ich packendie Wasserflasche aus und nehmen erst einmal kräftige Schlucke, gar nicht mal, weil wir extremen Durst verspüren, jedoch wohlwissend, dass es auf jeden Fall gesund wäre, wieder zu trinken.
Angekommen in der Medina, zeigt sich uns das gleiche Bild, die Läden sind zu und niemand ist auf der sonst so vollen Hauptstraße unterwegs. Wir machen uns auf die Suche nach einer Garküche, die Harira anbietet. Walu Nix! Wir klappern die komplette Stadt ab, nichts zu machen; entweder sind die Küchen geschlossen oder sie haben keine Harira mehr.
Naja, wer hat gesagt, dass wir Ramadanspezialisten sind? Wir brauchen wohl noch ein bisschen Übung, aber die macht ja bekanntlich auch den Meister. Nichts desto trotz haben wir dann noch eine Küche gefunden, wo wir das Fasten, wenn auch etwas verspätet, aber schließlich doch brechen konnten.


Alles in allem war dieser erste Ramadan- Tag erstaunlich einfach zu überstehen. Ich bin mal gespannt, ob das so bleibt oder vielleicht doch irgendwann schwieriger wird.

Jetzt wünsche ich Euch eine gute Nacht, in vier Stunden klingelt schon wieder mein erster Wecker.
Bis morgen dann.

Liebe Grüße,
Belize

Mittwoch, 17. Juni 2015

Ramadan jay!

"Ramdan jay! Ramadan jay! Ramadan jay!"
...so heißt es im Moment überall, wo man sich gerade befindet; ob auf der Arbeit, unterwegs mit Freunden oder in der Medina. "Ramadan kommt!"
Es ist mal wieder soweit, unsere muslimischen Mitmenschen, ob in Deutschland oder hier bei mir in Marokko, fasten.
Und nicht nur sie, nein, auch ich werde es versuchen und Euch fleißig von meinen Erfahrungen berichten; quasi wie ein Ramadan- Tagebuch.

Aber zunächst einmal, damit ich gut vorbereitet starte und Ihr Euch vorstellen könnt, was dies überhaupt bedeutet, was für ein Sinn dahintersteckt und wie das Ganze vonstattengeht, versuche ich mein Bestes und erkläre Ramadan.


"Oh, die Ihr glaubt! Vorgeschrieben ist Euch das Fasten, wie es den Früheren vorgeschrieben ward. Vielleicht werdet Ihr gottesfürchtig!"
                                                                                                             (Koran, Sure 2, Vers 183)


Ramadan, der Fastenmonat der Muslime, welcher sich nach dem Stand des Mondes richtet.
Während dieser besonderen Zeit darf zwischen Sonnenaufgang und -untergang nicht gegessen oder getrunken werden, es darf weder geraucht noch Alkohol getrunken werden (das darf man eigentlich, als streng gläubiger Muslim ohnehin nicht, aber es gibt doch viele, die Alkohol trinken) und die Gläubigen dürfen sich nicht all zu großen Vergnügungen hingeben (Sex).
Ausgenommen vom Fasten sind Reisende, Kranke, Schwangere und Kinder, die sich noch nicht in der Pubertät befindet. Jedoch müssen Erstere die versäumten Tage nachholen. Außerdem dürfen Frauen, die sich in ihrer Periode befinden nicht fasten, da sie in dieser Zeit als unrein gelten.
Das Ende des Fastenmonats (ja, richtig gelesen; einen ganzen Monat geht das Ganze) wird mit dem großen "Zuckerfest" gefeiert.
Im Ramadan vernimmt man zum Sonnenuntergang den Ruf des Muezzin; dieser signalisiert einem, dass man das Fasten brechen darf. Dies tut man nach alter Tradition mit einer Dattel, da überliefert wurde, dass auch schon der Prophet das Fasten mit einer Dattel gebrochen hat.
Die erste Mahlzeit, Fdur Frühstück, ist meist die Harira, eine nahrhafte Suppe,deren Basis viele, viele Tomaten ist und zudem Kichererbsen, Linsen, Mehl etc. enthält und Speckja, ein kleines süßes Zimtgebäck (mit einer ordentlichen Portion Kalorien). Dieser ersten Mahlzeit folgt nach zwei bis drei Stunden ein Hauptgericht und schließlich kurz vor Sonnenaufgang das letzte Mahl. Es kann also eigentlich nicht von einem richtigen Fasten gesprochen werden, da in der Nacht gegessen wird.
Ganz im Gegenteil, im Fastenmonat, der eigentlich für Enthaltsamkeit, Verzicht und Rückbesinnung stehen sollte, geht es stärker, als sonst um Gelüste und Essen. Und so soll es eigentlich nicht sein. Dieser Monat sollte für die innere Einkehr dienen, sich selbst zu finden und sich innerlich zu reinigen, man soll sich daran erinnern, dass alle Speisen von Gott kommen; fastet man nämlich richtig, nimmt man nach Sonnenuntergang eine kleine Mahlzeit ein, um das Fasten zu brechen und vor Sonnenaufgang frühstückt man gut und trinkt viel, um sich bis zum nächsten Sonnenuntergang zu stärken.
Beim Fasten werden den Menschen die Sünden verziehen und Gott hält an diesen Tagen die Tore zur Hölle geschlossen, da er das Fasten liebt und deswegen gnädig mit den Menschen ist.
Da sich der Tagesrhythmus im Ramadan grundlegend ändert, ist es tagsüber nicht mehr so lebhaft, wie man es normalerweise gewöhnt ist, dafür ist es nachts auf den Straßen wesentlich lebendiger als sonst.
Auch die Arbeitszeiten ändern sich; es wird kürzer gearbeitet; zum einen, weil die Muslime auf Grund ihres Verzichtes auf Essen und Trinken träger sind und sich nicht groß anstrengen können/ wollen (sie nutzen die freie Zeit dann, um zu schlafen oder sich einfach nur auszuruhen und nichts zu tun) und zum anderem, weil sie die Mahlzeiten für das Fastenbrechen vorbereiten.

Und morgen ist es also soweit; Ramadan fängt an!
Wie schon erwähnt, werde ich versuchen, zu fasten, jedoch mit der Ausnahme, dass ich nicht auf Wasser verzichten werde, vorallem, weil ich regelmäßig Sport mache und der Verzicht auf Wasser, meines Erachtens nach, ungesund und, drücken wir es mal vorsichtig aus, nicht ganz so schlau ist.
Ich kann mir aber vorstellen, ab und zu auf das Trinken zu verzichten, um zu schauen, wie es ist und ob ich dazu in der Lage wäre.

Werde Euch dann fleißig von meinen Erfahrungen berichten.
Bis dahin, drückt mir die Daumen!

Liebe Grüße,
Belize

Freitag, 12. Juni 2015

It's All About The Music

Marokko ohne Musik ist so wie Bonny ohne Clyde,wie Bernhad ohne Bianca, wie Brad Pitt ohne Angelina Jolie und wie's Oktoberfest ohne Bier; das gibt es einfach nicht!
Musik begleitet Dich auf Schritt und Tritt. Ob in den Straßen, in den zahlreichen Cafés oder auf den Souks  Märkte, von überall her ist unterschiedlichste Musik zu vernehmen, denn der Musikgeschmack der Marokkaner ist sehr breit gefächert.
Sei es moderne westliche Musik, klassisch Arabische und Andalusische, moderne arabische Musik oder der typische nordafrikanische Rai. Selbst indische Musik wird in Marokko gerne und oft gehört. Interessant zu erwähnen ist, dass Die MarokkanerInnen sehr auf die indische Kultur stehen, ich sag' nur "Bollywood".
So unterschiedlich die Musik ist, habe ich die Erfahrungen gemacht, dass viele doch die traditionelle Musik präferieren; sprich Folklore oder arabische Musik.
Um einen kleinen Einblick zu bekommen, präsentiere ich Euch ein paar Musikrichtungen.


Rai
...arabisch für Meinung, ist eine sehr junge Musikrichtung, die in Algerien ihren Ursprung hat.Wie das Wort schon ausdrückt,wollen vorallem junge Menschen durch Musik ihre Meinung kundgeben, die sie meist jedoch in banalen Texten verstecken, da die Angst vor politischen Reaktionen noch immer sehr groß ist.
Orientiert wird sich an orientalischen Liedern,jedoch beinhaltet die Musik auch europäische Elemente (Dudelsack und spanische Gitarre)
Einer der wohl bekanntesten Rai- Musiker ist Cheb (arabisch für junger Mann)Khaled mit seinem Hit "Aisha".
https://www.youtube.com/watch?v=Peklmy6CFbg



Maroc- Pop
...diesezweite moderne Musikrichtung ist ein Mix aus traditioneller Musik und allen möglichen Stilen. Besonders bei der jungen Bevölkerung ist diese Musik äußerst beliebt.
Die Texte sind sehr sozialkritisch, was auch derGrund ist, warum populäre Gruppen fast alle schon im Gefängnissaßen, was ihren Erfolg nur noch gesteigert hat.

Zum ersten mal zum Beispiel arabischen Rap zu hören, ist erst einmal sehr fremd und Gewöhnungssache, aber dennoch sehr amüsant (nur weiß ich nicht, ob das Ziel von Rap (meistens) ist, lustig zu sein.).


Berbermusik
...ist die älteste Musikgattung Nordafrikas und wird voneinigen Berbervölkern, wiezum Beispiel den Tuareg nochimmer bewahrt, wasauch gut so ist, da sie bei den Arabern keine Beachtung findet und sogar verpönt wird.
Der Ursprung der Berbermusik ist in der Vorliebe für Dichtung zu finden.
Diese Mischung aus Lyrik und Musik wird Amarg genannt. Die Musikwirdvon den Müttern an ihre Töchter weitergegeben.Bei den Berben gelten die Frauen als Bewahreinnen der Traditionen, so auch als Bewahreinnen der Musik.
Die  Ruwat sind professionelle Sänger, deren Aufgabe es ist,Neuigkeiten von Dorf zu Dorf zu tragen und Missstände anzuprangern. Jedoch hat diese Funktion mittlerweile und natürlich (Marokko befindet sich ja auch nicht mehr im 18. Jahrhundert, auch wenn das viele vielleicht glauben) das Radio übernommen.


Volksmusik
...ist im Vergleich zur andalusischen Musik abwechlungsreicher und fantasievoller. Sie gehört zur leichten Musik, wie etwa unser Schlager. Gesungen wird sie in arabischen Dialekten und ist für die Ohren des Mannes auf der Straße bestimmt.

Erwähnenswert ist zu dem, dass im Süden entlang der Küste und vermehrt in den kleinen Surferorten Reggae sehr beliebt ist; Bob Marley begleitet einem auf Schritt und Tritt, was die Atmosphäre noch entspannter, als sie ohnehin schon ist, macht. Auch hier in Essaouira sind Bob Marley und Jimmy Hendrixganz große  Nummern.




So viel zur verschiedenen Musik in Marokko.
Wenn man hier ist, merktman,wie viel Musikdoch bedeutet und was für eine große Rolle sie spielt; auch bei uns in Bayti.
All unsere Kinder sind unglaublich musikalisch und selbst die Kleinsten besitzen schon ein unfassbares Rhythmusgefühl, was faszinierend und anstrengend zu gleich  ist. Und geht man in Marokko aus oder feiern, wird man nicht drumherum kommen, auch zu afrikanischen Klängen die Hüften kreisen zu lassen, was mal etwas anderes ist, als zu monotonen Housebeats nur mit dem Kopf zu nicken.

Musik, ganz bestimmt eine Komponente, die unverkennbar ist und zum Zauber aus Tausend und Einer Nacht gehört.



Die Saison ist eröffnet!

Die Wintermonate liegen hinter uns und in Marokko ist es schon lange warm; mittlerweile ist der Sommer endgültig angekommen; ich hoffe auch bei Euch.
Und ihr wisst, was das bedeutet;
Die Tage sind länger und die Nächte kürzer, dementsprechend kann man mehr unternehmen.
Spaziergänge, Piknicke, gemütliche Grillabende mit Familie und Freunden und auch bald wieder schwimmen gehen in den umliegenden Seen und Freibädern. (Nehmt es mir nicht übel, aber ich schwimme schon seit Ende Februar regelmäßig)
Alle sind gut gelaunt und erfreuen sich am Leben.
Eine wichtige Komponente dieser sommerlichen Leichtigkeit ist wohl Musik.
Und wie in Deutschland und im Rest Europas, fängt auch hier in Marokko die Festivalsaison an.

Innerhalb des letzten Monats habe ich auf zwei solcher Festivals das Tanzbein geschwungen;
das Gnawa Festival, welches sogar in Essaouira selbst stattgefunden hat und das Mawazin Festival in Rabat, der Hauptstadt Marokkos.
Aber alles der Reihenfolge nach...
Was ist Gnawa- Musik eigentlich?

Alles hat damit begonnen, dass die Gnawa zusammen mit den Sklaven, die nach der Eroberung Timbuktus nach Marokko verschleppt wurden, nach Nordafrika kamen.
Wie alle Sklaven, brachten auch sie ihre Musik, ihre Tänze und ihre Kultur aus ihrer Heimat Mali mit und schafften es, diese bis heute zu bewahren.
Ihre Musik wird hauptsächlich und ursprünglich zu Riten gespielt, in denen es Geister und Dämonen zu besänftigen gilt, die sich der Menschen angenommenhaben.
So spielt Gnawa- Musik eine wichtige sozialpsychologische Rolle. Durch sie wird psychisch Labilen und Kranken die Möglichkeit geboten, in Form von Tanz, sich wiederholenden monotonen Körperbewegungen und Sprachformeln in Trance zu fallen und so, Aggressionen und innerliche Unruhe abzubauen.
Heute findet man Gnawa- Musik überall; sei es in Cafés, Restaurants oder auf der Straße.
Diese Musik wird hauptsächlich im Süden Marokkos gespielt.
Das wichtigste Instrument ist das Saiteninstrument Ginbri, welches gleichzeitig Rhythmus und Melodie geben kann und die Qarqaba,eine Art Metall- Kastagnette.
Zudem wird eine große Trommel gespielt, welche man sich über die Schulter hängt und mit zwei Schlägen beidseitig gespielt wird.


Gnawa- Musikanten






Besagtes Festival ist in der internationalen Musikszene recht bekannt und lockt jedes Jahr aufs Neue kurz vor Ramadan, Musikinteressierte aus allerWelt in das kleine Essaouira, in welchem dann eine Woche lang kompletter Ausnahmezustand herrscht. Wie auch dieses Jahr.
Schon ungefähr zwei Tage vor Festivalbeginn trudeln die Schaulustigen an.
Man muss aber erwähnen, dass das Gnawa Festivalzum größten Teil eineganz bestimmte Gruppe von Menschen anzieht.
Streift man nämlich so durch die Stadt, hat man das Gefühl, dass alle Hippies und Raster Marokkos in Essaaouira vereint sind. Ein willkommenes Event also für all die Alternativen, ob marokkanisch oder nicht.
So kann es dann auch passieren, dass man in den Massen bunter Flatterhosen und Tüchern, Tank Tops, Dreadlocks, Raster und Weed- Wolken verloren geht, aber zu Glück ist Essaouira ja nicht für seine Größe bekannt, weshalb man sich immer wiederfindet.
In der Zeit des Spektakels erweisen sich die zahlreichen Cafés in der Medina als äußerst praktisch. Braucht man eine Pause vom ganzen Rubel und Trubel, kann man sich einfach in ein solches setzen und in aller Ruhe und Gemütlichkeit und einer Kanne marokkanischen Minztee all die interessanten und unterschiedlichen Menschen, die ihres Weges gehen, beobachten.


auch wir haben uns angepasst

Willkommen zu Gnawa!


Ich muss so ehrlich sein und gestehen, dass Gnawa- Musik Geschmackssache ist und anscheinend nichts für meinen. Ich persönlich kann leider nicht so viel damit anfangen; auch nach neun Monaten nicht. Nach mindestens 30 Minuten, wenn nicht sogar nach zehn, bin ich genervt von den monotonenund scheppernden Klängen. Ihr müsst das aber selbst rausfinden, ich will hier niemanden meine Meinung aufdrängen.
Allerdings waren die Gnawa- Gruppen, welche auf dem Festival gespielt haben, wirklich gut. Zudem wurde auch nicht nur Gnawa gespielt; nein, auchsehr guter Jazz und andere afrikanische Musik, mit der ich mich dann schon eher identifizieren konnte und kann.
So viel zu meinen  Erfahrungen mit meinem ersten und vielleicht nicht letzten Gawa- Festival in Essaouira; man weiß ja nie.

Schon drei Wochen danach zog es Mirjam und mich nach Rabat auf das Festival Mawazin Rhythmes du Monde.
Andere Stadt, andere Musik, anderes Publikum, komplett andere Atmosphäre.
Wegen Künstlern, wie Ushre, Akon, Avici und Maroon 5, um nur ein paar genannt zu habe, hatte dieses Festival nicht mehr viel mit traditioneller Musik zu tun, was jedoch nicht bedeutet, dass gar keine marokkanische/ afrikanische Musik gespielt wurde.
Angereist sind wir letzten Samstag (und eigentlich auch nurfür diesen Tag), um Multi- Talent Pharrell Williams zu sehen.
(An dieser Stelle sei einmal angemerkt,dass sowohl das Gnawa Fetsival als auch Mawazin kostenlos sind.)
Was kann man zu ihm sagen? Guter Sänger und Entertainer, manchmal ein bisschen zu dick aufgetragen, aber jeder Star hat ja seine Allüren und solange sich das nur darauf beruht, sich bei den MarokkanerInnen einzuschleimen, soll mir das recht sein.
Was ich aber unverständlich finde, ist die Ignoranz, mit denen die Künstler teilweise auftreten. Auftritte wie zum Beispiel seiner Background- Tänzerinnen und auch Jennifer Lopez' wurden heftig diskutiert.
Warum? Na, das könnt Ihr Euch doch bestimmt schon denken.
Denn, muss man (wohl eher Frau) in einem muslimischen Land wirklich so viel Haut zeigen, dass Frau quasi auch nackt hätte auftreten können oder so tanzen, dass eine Pole- Stange nicht weiteraufgefallen wäre? Ich denke nicht.
Frauen wie J.Lo, nicht alternd (die Gute ist 45!) und zeitlos schön, haben es doch nicht nötig durch, in einem muslimischen Land, provokante Outfits und Bewegungen, Aufmerksamkeit zu ersuchen.
Es gibt doch durchaus auch sehr schöne und sogar, wenn Frau darauf nicht verzichten kann, aufreizende Kleider oder gar Hosen, oh ja, so etwas gibt es wirklich, kann fast gar nicht glauben, oder?
Oder kann sich ein Künstler wie Pharrell Williams nicht vorher etwas über Sitten und Normen in einem fremden Land informieren?
Wäre ihm so etwas bewusst oder würde er so etwas berücksichtigen, dann hätte er wohl kaum das Publikum, zum größten Teil aus jungen Männern bestehend, wieder und immer wieder "do you wanna be dirty girl?" singen lassen oder seine Tänzerinnen derart tanzen lassen, dass alle um uns herum, oh Wunder, in Gegröle verfallen sind und man vermehrt abwertende Gesten erspähen konnte.
Aber gut, wenn sie meinen, dass sie so ein Auftreten brauchen...

Ich für meinen Teil freue mich sehr auf kommenden Samstag, wenn wir wieder nach Rabat fahren, um Maroon 5 zu sehen.

Ich werde Euch demnächst noch mehr über marokkanische/ arabische Musik erzählen.
Denn was wäre ein Blogvon mir, ohne Einträge von einer meiner großen Leidenschaften, Musik?

Bis dahin,
Liebste Grüße,

Belize