Dienstag, 23. September 2014

1001 Nacht

 Man erzählt sich, dass einst Schahriyâr, König einer unbekannten Insel zwischen Indien und dem früheren Kaiserreich China, so schockiert und erbost über die Untreue seiner Frau war, dass er sie zur Strafe hat töten lassen. Seit diesem Tage an, gab er seinem Helfer den Auftrag, jede Nacht eine Jungfrau zu ihm zu geleiten, die den Morgen darauf ebenfalls den Tod fand.
Es begab sich, dass eines Tages Scheherazade, die Tochter des königlichen Helfers, den Wunsch hegte, die Gemahlin des Königs zu werden, um dem Morden ein Ende zu setzen. In jener Nacht beginnt sie, dem König Geschichten zu erzählen. Kurz vor dem Morgengrauen beendet sie die Geschichte an einer solch spannenden Stelle, dass er gezwungen ist, die Hinrichtung aufzuschieben, da er darauf brennt, der Geschichte Ende zu erfahren. In der folgenden Nacht fährt Scheherazade mit der Geschichte fort, unterbricht sie am Morgen jedoch auf ein Neues. So verhält es sich auch in den darauffolgenden Nächten.

Nach tausendundeins Nächten schließlich, hat sie ihm drei Kinder geboren und der König ließ endgültig Gnade walten.

Freitag, 19. September 2014

Essaouira

"Kein Tourist sollte es vermeiden, dieses, auf die Felsen des Atlantiks gebaute, charmante Fischerstädtchen zu besuchen."
... so heißt es zu Beginn eines bekannten Reiseführers, wenn man die Seite zu Essaouira aufschlägt. Und dies ist also für die nächsten 12 Monate mein neues Zu Hause. Nicht schlecht oder?


Essaouira ist eine Hafenstadt mit der kleinen Insel Mogador und liegt an der marokkanischen Atlantikküste.
Das frühere Mogador wurde 1773 von den Portugiesen gegründet, auch wenn die Besiedlungsgeschichte bis in die  Römerzeit zurückreicht.
Einst ließ man Mogador unter der Leitung des Alaouiten- Sultans Mohamed Ben Abdallah als Konkurrenthafen zu Agadir und Salé errichten. Als dann der Hafen von Agadir schloss, etablierte sich die Stadt zu einem wichtigen Hafen und Handelsplatz.
Im 19. Jahrhundert brachten Karawanen aus Timbuktu Gold und Elfenbein aus dem Süden in die Stadt, um es dort gegen marokkanische Lederwaren, Salz und natürlich Zucker zu tauschen.
Allerdings verlor das heutige Essaouira im 20. Jahrhundert als Handelsstadt an Bedeutung, da durch die französische Besetzung von Timbuktu der Saharahandel unterbrochen wurde. Zudem gewannen andere große Häfen wie Casablanca und Agadir wieder mehr an Bedeutung, sodass die Konkurrenz sehr stark war.
Heute ist Essaouira ein beschauliches Städtchen, welches um die 99.000 Einwohner zählt. Und seit 2001 zählt die Medina von Essaouira ebenfalls zum UNESCO- Weltkulturerbe.
Soweit der informelle Teil.

Was Essaouira aber für mich so sympathisch macht, ist der schnuckelige Fischerhafen mit Werft, die wunderschöne, andalusisch geprägte Medina, die alte Festungsanlage, auch Skala genannt und die Atmosphäre, die in der Stadt herrscht. Die "windy city" hat sich in den letzten Jahren zu einem bekannten Surfer- Treffpunkt entwickelt. Außerdem gibt es in der Stadt eine lebhafte Künstler- und Musikszene, die schon Künstler wie Bob Marley, die Rolling Stones und Jimi Hendrix angelockt hat. Hinzukommt, dass jedes Jahr im Juni das im ganzen Land bekannte Gnaoua- Musikfetival stattfindet; nächstes Jahr dann auch mit mir in der vordersten Reihe. Die Stadt ist ein richtiges Surfer-, Künstler- und Aussteigerparadies. Das spürt man auch, wenn man durch die vielen Gassen der Medina schlendert. Gemütliche Restaurants und Cafés an jeder Ecke, Reggaemusik, deren Klänge den zahlreichen Boutiquen entfliehen und jede Menge lässige Rasterköpfe, die den lieben langen Tag nichts anderes machen, als es sich gutgehen zu lassen.
Ihr seht, hier kann man es sich durchaus gemütlich machen, was ich dementsprechend auch getan habe. Ich bin nun eine knappe Woche hier und konnte mich schon gut einleben. Ich habe meine schöne Wohnung, die ein wenig außerhalb der Stadt liegt, eingerichtet und fühle mich nach kurzer Zeit schon recht heimisch.

Ihr habt nun einen groben Überblick von meiner neuen Umgebung bekommen und seht, dass es mir an nichts fehlt; mal ausgenommen von ein paar Kleinigkeiten, wie zum Beispiel selbstgemachter Marmelade, Mamas Essen und solchen Dingen. Das ist allerdings auch nur Jammern auf höchstem Niveau.
In Zukunft werdet Ihr bestimmt noch öfters von Essaouira hören, denn das war längst noch nicht alles. Aber ich muss meine Stadt ja auch noch weiter kennenlernen und es warten noch viele versteckte Orte auf mich, die entdeckt werden wollen. Bleibt also gespannt, denn ich bin es auch.

Bis dahin, liebe Grüße,
Belize
 




p.s.: Was ich noch unbedingt erzählen wollte und dies in meinem ersten Beitrag vergessen hatte -    habe bei meinem Besuch auf dem Land mein erstes richtiges Henna bekommen, was mir ein fettes Grinsen in's Gesicht zauberte und meine Augen strahlen ließ.

Dienstag, 16. September 2014

Salam Aleikum!


Ein fröhliches Hallo miteinander!

Ich grüße Euch alle aus dem sonnigen und windigen Essaouira, welches für die kommenden Monate mein neues Zuhause sein wird.
Essaouira liegt an der Atlantikküste nördlich von Agadir. Doch nächstes mal mehr zu meiner neuen Heimatstadt. Denn bevor ich mich hier endlich einrichten konnte, durfte ich schon eine ganze Menge sehen und erleben.
Fangen wir also von vorne an;
Angekommen bin ich am 23. August in Marrakesch, wo ich mich noch am selben Tag via Bus auf den Weg nach Essaouira machte. Während der gesamten Busfahrt drückte ich mir förmlich meine Nase an der Fensterscheibe platt, in der Angst womöglich auch nur das Geringste, das es zu erspähen gab, zu verpassen.
In Essaouira angekommen, wurde ich von meinen liebgewordenen Mitfreiwilligen herzlich in Empfang genommen. Dann ging's erstmal ab in meine Gastfamilie, in der ich dann für noch eine Woche zusammen mit Juliane und Jana wohnte.
In dieser Woche lernte ich ein wenig die neue Umgebung kennen und entdeckte süße Cafés, erkundigte den Strand und die Medina (arabisches Wort für Altstadt) und machte meine ersten Erfahrungen mit den zahlreichen Hanuds. Hanuds, das sind kleine Kioske, die man aber zu Hunderten findet. Sie sind 24/ 7 geöffnet und man findet einfach alles.
Neben den zahlreichen Entdeckungstouren durch die Stadt, wohnte ich außerdem noch für 5 Tage dem Darija- Unterricht bei. Ich kann Euch sagen: für's Mathe- ABI zu lernen ist 'n Witz dagegen! Nein, wirklich. Spaß beiseite; es ist unheimlich schwer, sich die arabische Sprache anzueignen. Aber ich bin da guter Dinge; das kriege ich auch noch hin.
So weit zur ersten Woche.

Die Crew (v.l.n.r.: Juliane, Caro, Mirjam, Christoph, Jana)
Zu meinem großen Glück konnte ich schon in der zweiten Woche durch's Land reisen und weitere Orte kennenlernen. Als erstes verschlug es mich und die anderen Freiwilligen in ein kleines Dorf auf dem Land, wo es weit und breit nichts anderes gab. So durfte ich also schon nach recht kurzer Zeit in den Genuss marokkanischer Landluft kommen. Diese Erfahrung machen zu dürfen, war sehr schön und einmalig. Die Gastfreundschaft der Marokkaner ist einfach unglaublich. Unmengen an marokkanischen Köstlichkeiten und Minztee bis zum Abwinken wurden uns aufgetischt, sodass wir uns jeden Abend wie wahre Könige oder viel mehr Sultane fühlten. Demnach waren wir regelrecht dazu gezwungen, in's Bett zu rollen, welches sich übrigens unter dem sternenklaren Nachthimmel befand.
Für mich konnte es kaum einen besseren Start in Marokko geben.


Weiter ging es für uns nach Marrakesch. Anfangs war ich begeistert davon, die Stadt zu sehen, da ich es mir ohnehin zum Ziel gesetzt hatte, sie zu besichtigen. Jedoch muss ich sagen, dass mir Marrakesch nicht so wirklich gefällt; ist mir alles zu stressig und anstrengend dort. Aber das ist meine persönliche Meinung. Was ich allerdings ganz witzig fand, dass ich auf dem berühmten Platz Djamâa el- Fna zum ersten mal in meinem Leben Schlangenbeschwörer gesehen hab. 

Fès hieß schließlich die dritte und letzte Station unserer kleinen Rundreise. Fès ist die älteste der vier Königsstädte und das geistige Zentrum Marokkos. Neben der Azhar- Universität in Kairo, ist die Karaouyine- Universität die älteste islamische Universität. Und schon seit 1976 gehört  die Stadt zum Weltkulturerbe der UNESCO. 
Übernachtet haben wir in einem tollen Hotel mit einer wirklich romantischen Terrasse nahe dem Bab Boujeloud, das prächtigste Eingangstor der Stadt, welches 1913 im spanisch- maurischen Stil errichtet wurde.
Dass ich Euch ein wenig mehr über Fès berichte, rührt daher, dass ich in so kurzer Zeit, angefangen habe, für diese Stadt zu schwärmen. Fès ist wirklich bezaubernd. Nicht nur die Medina, nein auch die die gebirgige Umgebung und die Menschen laden wirklich dazu ein, noch viele weitere Male zu Besuch zu kommen. Neben zahlreichen Handwerken, wie dem Weben, der Arbeit mit Keramik und kunstvoller Holzbearbeitung, findet man, in den zahlreichen Gassen versteckt, das Gerberviertel, in dem sich die Farbenpracht des Orients entfaltet und in dem sich Lederliebhaber im siebten Himmel wiederfinden. Abends dann das rege Nachtleben mitzuerleben, war immer wieder amüsant anzuschauen.
So ging also eine tolle und aufregende Rundreise zu Ende, von der ich sagen kann, dass sie mir um ein Weiteres aufgezeigt hat, dass es die richtige Entscheidung war, hier her, nach Marokko zu kommen, um dieses wunderbare Land, mit seiner vielseitigen Kultur und den herzlichen Menschen kennenzulernen.

Bis zum nächsten Mal und liebe Grüße,
Belize
Bab Boujeloud