Mittwoch, 10. Dezember 2014

Einfach Augen zu und durch...

...so lautet eine uns allbekannte Floskel.
Klar, hin und wieder ist sie bestimmt ganz passend, das gilt jedoch nicht für den marokkanischen Verkehr. Denn hier würde ich es nicht empfehlen, diese Redewendung beim Wort zu nehmen.

Nachdem ich letzte Woche sogar von einem Auto leicht gestriffen wurde und gerade eben noch fast drei  kleine Kinder und eine Frau umgefahren hätte, habe ich mir gedacht, erzähl ich mal ein bisschen von den Straßen Marokkos.

Als ich hier in Essaouira ankam, wurde mir freundlicherweise von meiner Vermieterin/ Gastmutter ein flottes Damenrad zur Verfügung gestellt.
Das erste Mal in Gebrauch genommen, merkte ich, dass meine Bremse nicht funktionierte. Egal und erstmal nicht so wichtig dachte ich mir, da ich nämlich beim besten Willen am Anfang andere Dinge, als eine kaputte Bremse im Kopf hatte. Eine Woche war das ja noch ganz witzig und aufregend. Die zweite Woche wurde mir die ganze Sache, dann aber doch zu heikel. Und ich beschloss, nachdem ich schon einen Mann umgefahren hatte und ein paar wirklich knappe und brenzlige Situationen erlebt hatte, eine Werkstatt aufzusuchen. Mit neuer Bremse und viel Optimismus konnte ich mich dann also wieder in den Straßenverkehr stürzen.
Besagter Optimismus hielt jedoch nicht all zu lang an, da die Reparatur mehr schlecht, als recht war. Sodass ich jetzt wieder mit einer nicht wirklich funktionstüchtigen Bremse unterwegs bin.
Aber ist jetzt auch nicht mehr so wichtig; nach drei Monaten hat man ein ganz gutes Gefühl für den Verkehr bekommen, sodass ohne Bremse unterwegs sein, eher als sportliche Herausforderung angesehen werden kann.
Das klappt auch eigentlich ganz gut, bis auf die Momente, bei denen plötzlich eine Autotür, ohne vorher zu gucken, geöffnet wird, Kinder auf die Straße springen, Blinker, die gesetzt wurden, nicht befolgt werden, sodass man dann fast in jenes Auto reinfährt oder Taxen einen gerade in diesem Moment überholen, in dem man vorgehabt hatte, abzubiegen. In diesen Momenten schlägt das Herz zugegebenermaßen einen Ticken schneller, aber das bringt ja auch die Durchblutung in' Schwung.

Generell finde ich, dass sich die Marokkaner auf den Straßen ziemlich rücksichtslos verhalten. Es wird nicht ausgewichen, nicht auf andere Acht gegeben und generell scheint hier zu gelten:" der Stärkere gewinnt". Besonders schlimm sind Fußgänger; sie gucken nicht, bevor sie die Straße überqueren und scheinen sich auch sonst ihrer Sache sehr sicher zu sein.
Natürlich gibt es Verkehrsregeln und ab und zu erblickt man auch hier und dort einen Verkehrspolizisten, trotzdem hat man das Gefühl, dass jeder macht, was er will und was er für r-/wichtig hält.
Die Taxifahrten sind auch immer wieder besondere Highlights; es wird gerast, überholt und gehupt, was das Zeug hält.

Was sich jetzt vielleicht für den Ein oder Anderen recht wild anhört, ist im Endeffekt aber gar nicht so schlimm. Ehrlich gesagt finde ich es sogar immer wieder amüsant und erfrischend (ist nicht gerade ein anstrengender Arbeitstag zu Ende).

Und jetzt bin ich immerhin abgehärtet und habe bestimmt kein mulmiges Gefühl mehr, wenn ich mal in die Frankfurter Innenstadt oder nach Wiesbaden fahren muss.
À propos "fahren"; ich vermisse es doch, selbst zu fahren. Aber das ist auch nur ein Luxusproblem ;)



Bis bald mal wieder und vorallem

Euch allen ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr!!!


Liebste Grüße,
Belize









mein neues Gefährt

Mittwoch, 29. Oktober 2014

Happy New Year!

...Ihr habt richtig gehört; ich wünsche Euch allen ein frohes neues Jahr!
Aber keine Angst, ich habe mich weder um 64 Tage verrechnet, noch habe ich hier unten den Verstand verloren.
Wir schreiben wahrlich, seit der Nacht von Samstag auf Sonntag, ein neues Jahr; das Jahr 1436.
Ich erkläre es Euch.

Neben dem gregorianischen Kalender ist in den islamischen Ländern desweiteren der islamische Kalender in Gebrauch. Sein Name lässt sich mit den Worten "Kalender der Auswanderung" übersetzen, da als Ausgangspunkt, für die islamische Zeitrechnung, die Auswanderung des Propheten Muhammad von Mekka nach Medina am 16. Juli des Jahres 622 (n.Chr.) gilt.
Der islamische Kanlender orientiert sich nach dem Mond; er ist also ein reiner Mondkalender, welcher 12 Monate zählt. Daher ist er auch, je nach Mondphase, zehn oder elf Tage kürzer, als der uns bekannte Kalender. Jeder Monat beginnt, wenn die zarte Mondsichel nach Neumond erstmals sichtbar ist.
Die Namen der Monate lauten:
  • Muharram
  • Safar
  • Rabi- ul- Awwal
  • Rabi- ul- Achir
  • Dschumada al- Ula
  • Dschumada al- Uchra
  • Radschab
  • Sch'aban
  • Ramadan
  • Schawwal
  • Dhu- l- Qa'da
  • Dhu- l- Hiddscha
In welchem Monat befinde ich mich also?
Man sollte jedoch erwähnen, dass dieser Kalender überwiegend für religiöse Zwecke verwendet wird. Meinen marokkanischen Mitmenschen ist sehr wohl bewusst, dass wir uns im Jahr 2014 befinden;ihr könnt also aufatmen.

Zufälliger Weise habe ich dieses Wochenende und besagte Nacht mit meinen Mitfreiwilligen, wie es sich für eine Silvesrterparty gehört, in der Hauptstadt, Rabat, verbracht. Aber groß Party, Party war nicht angesagt. Leider wird dieser Jahreswechsel der besonderen Art und Weise absolut gar nicht gefeiert; man schreckt höchstens tagsüber von einzelnen Böllern auf, die die Kinder und Jugendlichen auf der Straße zünden. So verhielt es sich also, dass meine, vor Aufregung und Neugierde, strahlenden Augen um 00:00 Uhr recht schnell ihren Glanz verloren. Macht aber auch nichts, da wir trotz dieser Flaute einen sehr schönen Abend verbracht haben. Der Anlass unserer ersten Wiedervereinigung war nämlich Janas Geburtstag.

So viel zum Jahreswechsel 1435/ 1436. Sieht wohl ganz danach aus, dass ich dieses Jahr zwei mal Silvester haben werde; was ein verrücktes Jahr (und was für ein verwirrender Satz).



Bis bald wieder und liebe Grüße,
Belize


Internationale Runde: Marokko, Deutschland, und Mauretanien

Rabat



der Hahn in der Runde und meine liebe Mitbewohnerin


Samstag, 18. Oktober 2014

Bayti

Auch wenn ich hier schon Vieles erlebt habe und jeden Tag auf ein Neues in den Genuss neuer Erfahrungen kommen darf, bin ich doch nicht ausschließlich nur der Abenteuer und des Spaßes wegen hier in Marokko.
Nein, meine Lieben, ob Ihr es glaubt oder nicht, ich arbeite hier auch. Und meine Arbeitsstelle ist das Kinder- Tageszentrum "Bayti" in Essaouira.


Bayti, was arabisch ist und so viel wie "mein Haus" bedeutet, wurde 1995 als Nichtregierungsorganisation (NGO) gegründet und vier Jahre später auch als solche anerkannt. Im selben Jahr (1999) wurde auch die Zweigstelle hier in Essaouira gegründet. Bayti hat es sich zur Aufgabe gemacht, sich um Kinder aus schwierigen Lebenssituationen (das Leben auf der Straße, Gewalt, wirtschaftliche oder sexuelle Ausbeutung oder intakte Familien) zu kümmern und sich für deren Rechte einzusetzen. Um dies umzusetzen, hat sich Bayti folgende Ziele gesetzt:
  • Vorbeugung, um sozialen Ausschluss, Gewalt und Ausnutzung zu vermeiden
  • Physischer, psychischer, juristischer und sozialer Schutz
  • schulische und familiäre Wiedereingliederung
  • Ausbildung und Arbeitseinstieg für Jugendliche
  • Förderung der Kinderrechte
Nun bin ich also schon fast zwei Monate am Arbeiten und werde Euch im Folgenden mal berichten, wie ein solcher Arbeitstag im Moment bei mir aussieht.
08:15h - der Wecker klingelt. Eigentlich total übertrieben, denn ich könnte locker auch um
              08:40h aufstehen, aber ich mag es eben, gemütlich und entspannt in den Tag zu starten.
09:30h - mal mehr, mal weniger schwungvoll hieve ich mich auf mein Fahrrad und trete meinen
              Arbeitsweg an, ... der ganze fünf Minuten dauert.
              Im Augenblick beschränkt sich meine Arbeit darauf, den Kindern am Vormittag das
              französische Alphabet und weitere Grundlagen der französischen Sprache
              beizubringen. Für beide Seiten eine sehr anstrengende Angelegenheit. Ihr könnt Euch
              sicher vorstellen, wie es in meinem Kopf nach dreieinhalb Stunden Wiederholung eines
              stumpfen A, B, C, D etc. Aufsagens aussieht.
              Glücklicherweise gibt es dann zwischen 12:00h und 12:30h immer ein super leckeres
              Mittagessen. Gegen 13:00h fahre ich nach Hause, um dort ein Mittagsschläfchen
              einzulegen, die Waschmaschine anzuschmeißen oder die Wohnung durchzufegen.
15:00h - erneut mache ich mich auf den Weg zu Bayti.
              Und dasselbe Spiel beginnt von vorne - Hausaufgabenbetreuung und Französischstunden.
              Wobei am Nachmittag gerne auch mal gespielt, gemalt uns gesungen wird.
              Zwischen 17:00h und 17:30h gehen die Kinder dann nach Hause und ich hab Feierabend.
Gestern war ich bedauernswerter Weise erst zum ersten Mal mit den Kindern am Strand Fußball spielen. Da das mal etwas Anderes war und auch sehr viel Spaß gemacht hat, denke ich, dass ich einen festen Fußballnachmittag organisieren werde. Zumal dieser eine willkommene Abwechslung sowohl für die Kinder, als auch für mich sein wird. Worauf ich mich schon sehr freue ist, dass ich in naher Zukunft mit den Kindern Freitags einen Surfkurs besuchen werde. Mit dem Fußball und dem Surfen wäre ein optimaler Ausgleich geschaffen, was bestimmt dazu führen würde, dass ich morgens dann auch schwungvoller auf mein Fahrrad steige.

Nun habt Ihr einen groben Einblick in meine momentane Arbeit bekommen und könnt Euch hoffentlich ein wenig besser vorstellen, was ich hier, im Norden Afrikas, den lieben langen Tag so treibe. Natürlich werde ich in Zukunft noch öfters von Bayti und den Kindern berichten, aber für den Moment soll's das erstmal gewesen sein.

Bis ganz bald und liebste Grüße,
Belize


...ich musste mich wohl  oder übel geschlagen geben.

Mittwoch, 8. Oktober 2014

Aid el- Kebir

...Und Ibrahim sprach: "Seht, ich gehe zu meinem Herrn, Der mich rechtleiten wird.
Mein Herr, gewähre mir einen rechtschaffenen Sohn"
Dann gaben Wir ihm die frohe Botschaft von einem sanftmütigen Sohn.
Als dieser alt genug war, um mit ihm zu arbeiten, sagte Ibrahim: "O mein Sohn, ich sah im Traum, dass ich dich schlachte. Nun schau, was meinst du dazu?" Sein Sohn erwidertee: "O mein Vater, tu, wie dir befohlen wird; du sollst mich - so Allah will - unter den Geduldigen finden."
Als sie sich beide Allahs Willen ergeben hatten und Ibrahim seinen Sohn mit der Stirn auf den Boden niedergelegt hatte ,
da riefen Wir ihm zu: "O Ibrahim ,
du hast bereits das Traumgesicht erfüllt."
So belohnen Wir die, die Gutes tun.

Wahrlich, das ist offenkundig eine schwere Prüfung.
Und Wir lösten ihn durch ein großes Schlachttier aus.
Und Wir bewahrten seinen Namen unter den künftigen Geschlechtern.
Friede sei auf Ibrahim!
-Koran, Sure 37-

Das Opferfest Aid el- Kebir ist das höchste islamische Fest und wird zum Höhepunkt des Haddsch, welches die Wallfahrt nach Mekka ist, gefeiert. Aufgrund des islamischen Mondkalenders kann das Fest zur jeder Jahreszeit stattfinden. Dieses Jahr wurde es vom 5. Oktober bis zum 7. Oktober gefeiert.
Während Aid el- Kebir gedenkt man an den Propheten Ibrahim, welcher der Überlieferung nach, die göttliche Probe bestanden hatte, da er bereit war, seinen Sohn Ismael Allah zu opfern. Als Allah dieses Gottesvertrauen sah, gebot er ihm Einhalt und ersetzte Ismael durch einen Widder, den Ibrahim und sein Sohn daraufhin in voller Dankbarkeit opferten.

Alle gläubigen Muslime opfern zur Feier des Tages ein Tier, sofern sie es sich leisten können. Brauch ist es, das Fleisch an Arme und Hungrige zu verteilen und außerdem Familienmitgliedern und guten Freunden die besten Wünsche für die Festtage auszusprechen und auch mit ihnen das Fleisch zu teilen.
Am Morgen des Opferfest wird die Moschee besucht, um dort das gemeinsame Gebet dieses Festtages zu halten. Nach der Moschee, folgt oft noch ein Friedhofsbesuch, um seiner verstorbenen Verwandten und Freunden zu gedenken. Während des restlichen Tages wird die Verwandtschaft besucht, um dann gemeinsam in einer Runde diverse Gerichte und Getränke zu teilen.

Zu meiner großen Freude durfte ich dieses besondere Fest gleich mit zwei Familien verbringen.
Am Sonntag, den 5. Oktober, wurde ich morgens von einem Freund abgeholt. Wir sind zu ihm nach Hause gelaufen, wo ich herzlich von seiner Familie empfangen wurde. Nach einem sehr üppigen Frühstück, wurde es dann langsam ernst. Der Vater der Familie, die drei Kinder und ich machten uns auf den Weg, um das Ritual zu beginnen. Zu meiner großen Überraschung war dieser Weg allerdings gar nicht so lang, wie ich anfangs dachte. Unser Ziel war nämlich kein großer Platz, auf dem ein gemeinsames Opfern stattfinden würde (so hatte ich mir das eigentlich ausgemalt), nein, wir stiegen lediglich ein paar Stufen empor und ich fand mich auf der Dachterasse des Hauses wieder, wo auch schon das Schaf auf uns wartete. Dann ging alles ganz schnell; ehe ich mich versah, wurde dem Schaf auch schon vom Vater der Familie (es ist Tradition, dass der Mann der Familie diese Aufgabe übernimmt) die Halsschlagader aufgeschnitten. Ich glaubte bis dato, dass vor dem Opfern noch ein ausführliches Gebet erfolgt, aber das wurde wahrscheinlich schon am Morgen in der Mosche gehalten.
Nach dem Schnitt am Hals, wartet man, bis das Tier ausgeblutet hat. Um dies zu erreichen, ist es wichtig, dass man nicht den ganzen Kopf des Tieres vom Körper trennt. So bleiben die Nervenbahnen erhalten. Das ist deshalb wichtig, da so, das Gehirn dem restlichen Körper und den Organen die Information zuspielen kann, dass es nicht mehr optimal mit Blut versorgt wird. Was hat dies zur Folge? Alle Organe, insbesondere das Herz, tun alles dafür, dass Blut in das Gehirn gepumpt wird. Da aber der Hals offenliegt, stömt das Blut aus dem Körper und das Resultat ist ein blutleerer und von Schadstoffen gereinigter Körper. Anschließend wird das Tier gehäutet und ausgenommen.
Zu meiner großen Überraschung ging es mir über die komplette Prozedur hinweg gut. Ich empfand es als ganz normal und natürlich. Und als ich mich später am Tag und auch noch an den darauffolgenden Tagen mit dem Gesehenen und Erlebten auseinandergesetzt habe, bin ich zum Entschluss gekommen, das dieses Opfern um einiges humaner verläuft, als die Massenschlachtungen in den westlichen Ländern.
Den restlichen Tag über saß ich mit der Familie in gemütlicher Teerunde und wir haben uns, so weit es die Sprachkenntnisse auf beiden Seiten zugelassen haben, nett unterhalten. Ich habe von meinem Leben in Deutschand erzählt und sie haben mir nochmal den Hintergrund des Festes nahegelegt. Am Abend gab es schließlich ein herrliches Couscous. So ging also ein wunderbarer Tag im Kreise einer sehr liebenswerten Familie zu Ende.
Von der einen Familie ging es für mich, am Dienstag, gleich zur nächsten marokkanischen Familie.
Diesmal war ich meiner Nachbarin, bei welcher ich regemäßig einkaufe, zu Mittag eingeladen. Nach und nach sind dort immer mehr Menschen eingetrudelt, sodass am Ende ganze vier Familien und meine Wenigkeit vereint waren. Und dann wurde aufgetischt! Ganze vier Hauptspeisen wurden serviert, da jede Familie eine mitgebracht hatte. Aus meiner Einladung zum Mittagessen wurde also ein vierstündiges Festmahl, an dessen Ende ich erneut für den Abend eingeladen wurde. Nach einer zweistündigen Erholungsphase bei mir Zuhause, machte ich mich also noch einmal auf den Weg, um  für gute dreieinhalb Stunden zu dinieren. Erschöpft, aber glücklich bin ich dann gegen halb eins in der Nacht, mit meinem vollen Bauch, in mein Bett gefallen.

Das war also meine Erfahrung mit dem Opferfest Aid el- Kebir, woran ich mich wahrscheinlich immer erinnern werde. Ich hatte ein sehr spannendes, interessantes und schönes Wochenende. Im Kreise dieser zwei Familien habe ich mich sehr geborgen und umsorgt gefühlt, was wahrscheinlich daran liegt, dass dieses Fest für die Muslime wie unser Weihnachten ist. Die Familie kommt zusammen, es wird zusammen gegessen und die Atmosphäre ist sehr heiter und liebvoll. Ich bin überglücklich, dieses Fest mit Marokkanern verbracht zu haben; so habe ich wieder tiefer in die Kultur eintauchen können.
Ich hoffe, ich habe auch Euch Einblicke in das Fest geben können und zeigen können, dass viel mehr dazu gehört, als einfach nur ein Schaf zu opfern, und dass selbst dieses Opfern weniger schlimm ist, als man sich das immer vorstellt.

Dann also bis zum nächsten mal.
Liebe Grüße,

Belize



links: der Vater der Familie




Ich in traditioneller Djellaba und auf marokkanische Art und Weise Tee einschenkend


Dienstag, 23. September 2014

1001 Nacht

 Man erzählt sich, dass einst Schahriyâr, König einer unbekannten Insel zwischen Indien und dem früheren Kaiserreich China, so schockiert und erbost über die Untreue seiner Frau war, dass er sie zur Strafe hat töten lassen. Seit diesem Tage an, gab er seinem Helfer den Auftrag, jede Nacht eine Jungfrau zu ihm zu geleiten, die den Morgen darauf ebenfalls den Tod fand.
Es begab sich, dass eines Tages Scheherazade, die Tochter des königlichen Helfers, den Wunsch hegte, die Gemahlin des Königs zu werden, um dem Morden ein Ende zu setzen. In jener Nacht beginnt sie, dem König Geschichten zu erzählen. Kurz vor dem Morgengrauen beendet sie die Geschichte an einer solch spannenden Stelle, dass er gezwungen ist, die Hinrichtung aufzuschieben, da er darauf brennt, der Geschichte Ende zu erfahren. In der folgenden Nacht fährt Scheherazade mit der Geschichte fort, unterbricht sie am Morgen jedoch auf ein Neues. So verhält es sich auch in den darauffolgenden Nächten.

Nach tausendundeins Nächten schließlich, hat sie ihm drei Kinder geboren und der König ließ endgültig Gnade walten.

Freitag, 19. September 2014

Essaouira

"Kein Tourist sollte es vermeiden, dieses, auf die Felsen des Atlantiks gebaute, charmante Fischerstädtchen zu besuchen."
... so heißt es zu Beginn eines bekannten Reiseführers, wenn man die Seite zu Essaouira aufschlägt. Und dies ist also für die nächsten 12 Monate mein neues Zu Hause. Nicht schlecht oder?


Essaouira ist eine Hafenstadt mit der kleinen Insel Mogador und liegt an der marokkanischen Atlantikküste.
Das frühere Mogador wurde 1773 von den Portugiesen gegründet, auch wenn die Besiedlungsgeschichte bis in die  Römerzeit zurückreicht.
Einst ließ man Mogador unter der Leitung des Alaouiten- Sultans Mohamed Ben Abdallah als Konkurrenthafen zu Agadir und Salé errichten. Als dann der Hafen von Agadir schloss, etablierte sich die Stadt zu einem wichtigen Hafen und Handelsplatz.
Im 19. Jahrhundert brachten Karawanen aus Timbuktu Gold und Elfenbein aus dem Süden in die Stadt, um es dort gegen marokkanische Lederwaren, Salz und natürlich Zucker zu tauschen.
Allerdings verlor das heutige Essaouira im 20. Jahrhundert als Handelsstadt an Bedeutung, da durch die französische Besetzung von Timbuktu der Saharahandel unterbrochen wurde. Zudem gewannen andere große Häfen wie Casablanca und Agadir wieder mehr an Bedeutung, sodass die Konkurrenz sehr stark war.
Heute ist Essaouira ein beschauliches Städtchen, welches um die 99.000 Einwohner zählt. Und seit 2001 zählt die Medina von Essaouira ebenfalls zum UNESCO- Weltkulturerbe.
Soweit der informelle Teil.

Was Essaouira aber für mich so sympathisch macht, ist der schnuckelige Fischerhafen mit Werft, die wunderschöne, andalusisch geprägte Medina, die alte Festungsanlage, auch Skala genannt und die Atmosphäre, die in der Stadt herrscht. Die "windy city" hat sich in den letzten Jahren zu einem bekannten Surfer- Treffpunkt entwickelt. Außerdem gibt es in der Stadt eine lebhafte Künstler- und Musikszene, die schon Künstler wie Bob Marley, die Rolling Stones und Jimi Hendrix angelockt hat. Hinzukommt, dass jedes Jahr im Juni das im ganzen Land bekannte Gnaoua- Musikfetival stattfindet; nächstes Jahr dann auch mit mir in der vordersten Reihe. Die Stadt ist ein richtiges Surfer-, Künstler- und Aussteigerparadies. Das spürt man auch, wenn man durch die vielen Gassen der Medina schlendert. Gemütliche Restaurants und Cafés an jeder Ecke, Reggaemusik, deren Klänge den zahlreichen Boutiquen entfliehen und jede Menge lässige Rasterköpfe, die den lieben langen Tag nichts anderes machen, als es sich gutgehen zu lassen.
Ihr seht, hier kann man es sich durchaus gemütlich machen, was ich dementsprechend auch getan habe. Ich bin nun eine knappe Woche hier und konnte mich schon gut einleben. Ich habe meine schöne Wohnung, die ein wenig außerhalb der Stadt liegt, eingerichtet und fühle mich nach kurzer Zeit schon recht heimisch.

Ihr habt nun einen groben Überblick von meiner neuen Umgebung bekommen und seht, dass es mir an nichts fehlt; mal ausgenommen von ein paar Kleinigkeiten, wie zum Beispiel selbstgemachter Marmelade, Mamas Essen und solchen Dingen. Das ist allerdings auch nur Jammern auf höchstem Niveau.
In Zukunft werdet Ihr bestimmt noch öfters von Essaouira hören, denn das war längst noch nicht alles. Aber ich muss meine Stadt ja auch noch weiter kennenlernen und es warten noch viele versteckte Orte auf mich, die entdeckt werden wollen. Bleibt also gespannt, denn ich bin es auch.

Bis dahin, liebe Grüße,
Belize
 




p.s.: Was ich noch unbedingt erzählen wollte und dies in meinem ersten Beitrag vergessen hatte -    habe bei meinem Besuch auf dem Land mein erstes richtiges Henna bekommen, was mir ein fettes Grinsen in's Gesicht zauberte und meine Augen strahlen ließ.

Dienstag, 16. September 2014

Salam Aleikum!


Ein fröhliches Hallo miteinander!

Ich grüße Euch alle aus dem sonnigen und windigen Essaouira, welches für die kommenden Monate mein neues Zuhause sein wird.
Essaouira liegt an der Atlantikküste nördlich von Agadir. Doch nächstes mal mehr zu meiner neuen Heimatstadt. Denn bevor ich mich hier endlich einrichten konnte, durfte ich schon eine ganze Menge sehen und erleben.
Fangen wir also von vorne an;
Angekommen bin ich am 23. August in Marrakesch, wo ich mich noch am selben Tag via Bus auf den Weg nach Essaouira machte. Während der gesamten Busfahrt drückte ich mir förmlich meine Nase an der Fensterscheibe platt, in der Angst womöglich auch nur das Geringste, das es zu erspähen gab, zu verpassen.
In Essaouira angekommen, wurde ich von meinen liebgewordenen Mitfreiwilligen herzlich in Empfang genommen. Dann ging's erstmal ab in meine Gastfamilie, in der ich dann für noch eine Woche zusammen mit Juliane und Jana wohnte.
In dieser Woche lernte ich ein wenig die neue Umgebung kennen und entdeckte süße Cafés, erkundigte den Strand und die Medina (arabisches Wort für Altstadt) und machte meine ersten Erfahrungen mit den zahlreichen Hanuds. Hanuds, das sind kleine Kioske, die man aber zu Hunderten findet. Sie sind 24/ 7 geöffnet und man findet einfach alles.
Neben den zahlreichen Entdeckungstouren durch die Stadt, wohnte ich außerdem noch für 5 Tage dem Darija- Unterricht bei. Ich kann Euch sagen: für's Mathe- ABI zu lernen ist 'n Witz dagegen! Nein, wirklich. Spaß beiseite; es ist unheimlich schwer, sich die arabische Sprache anzueignen. Aber ich bin da guter Dinge; das kriege ich auch noch hin.
So weit zur ersten Woche.

Die Crew (v.l.n.r.: Juliane, Caro, Mirjam, Christoph, Jana)
Zu meinem großen Glück konnte ich schon in der zweiten Woche durch's Land reisen und weitere Orte kennenlernen. Als erstes verschlug es mich und die anderen Freiwilligen in ein kleines Dorf auf dem Land, wo es weit und breit nichts anderes gab. So durfte ich also schon nach recht kurzer Zeit in den Genuss marokkanischer Landluft kommen. Diese Erfahrung machen zu dürfen, war sehr schön und einmalig. Die Gastfreundschaft der Marokkaner ist einfach unglaublich. Unmengen an marokkanischen Köstlichkeiten und Minztee bis zum Abwinken wurden uns aufgetischt, sodass wir uns jeden Abend wie wahre Könige oder viel mehr Sultane fühlten. Demnach waren wir regelrecht dazu gezwungen, in's Bett zu rollen, welches sich übrigens unter dem sternenklaren Nachthimmel befand.
Für mich konnte es kaum einen besseren Start in Marokko geben.


Weiter ging es für uns nach Marrakesch. Anfangs war ich begeistert davon, die Stadt zu sehen, da ich es mir ohnehin zum Ziel gesetzt hatte, sie zu besichtigen. Jedoch muss ich sagen, dass mir Marrakesch nicht so wirklich gefällt; ist mir alles zu stressig und anstrengend dort. Aber das ist meine persönliche Meinung. Was ich allerdings ganz witzig fand, dass ich auf dem berühmten Platz Djamâa el- Fna zum ersten mal in meinem Leben Schlangenbeschwörer gesehen hab. 

Fès hieß schließlich die dritte und letzte Station unserer kleinen Rundreise. Fès ist die älteste der vier Königsstädte und das geistige Zentrum Marokkos. Neben der Azhar- Universität in Kairo, ist die Karaouyine- Universität die älteste islamische Universität. Und schon seit 1976 gehört  die Stadt zum Weltkulturerbe der UNESCO. 
Übernachtet haben wir in einem tollen Hotel mit einer wirklich romantischen Terrasse nahe dem Bab Boujeloud, das prächtigste Eingangstor der Stadt, welches 1913 im spanisch- maurischen Stil errichtet wurde.
Dass ich Euch ein wenig mehr über Fès berichte, rührt daher, dass ich in so kurzer Zeit, angefangen habe, für diese Stadt zu schwärmen. Fès ist wirklich bezaubernd. Nicht nur die Medina, nein auch die die gebirgige Umgebung und die Menschen laden wirklich dazu ein, noch viele weitere Male zu Besuch zu kommen. Neben zahlreichen Handwerken, wie dem Weben, der Arbeit mit Keramik und kunstvoller Holzbearbeitung, findet man, in den zahlreichen Gassen versteckt, das Gerberviertel, in dem sich die Farbenpracht des Orients entfaltet und in dem sich Lederliebhaber im siebten Himmel wiederfinden. Abends dann das rege Nachtleben mitzuerleben, war immer wieder amüsant anzuschauen.
So ging also eine tolle und aufregende Rundreise zu Ende, von der ich sagen kann, dass sie mir um ein Weiteres aufgezeigt hat, dass es die richtige Entscheidung war, hier her, nach Marokko zu kommen, um dieses wunderbare Land, mit seiner vielseitigen Kultur und den herzlichen Menschen kennenzulernen.

Bis zum nächsten Mal und liebe Grüße,
Belize
Bab Boujeloud