Dienstag, 26. Mai 2015

Ein Besuch im Hammam

...im was? Hammam?

Ein Hammam ist ein öffentliches Dampfbad, welches man im arabischen Raum, in der iranischen Kultur und auch in der Türkei findet und welches ein fester Bestandteil der islamischen Bade- und Körperkultur ist.
Öffentliche Dampfbäder sind (natürlich) geschlechtergetrennt.
Betritt man ein solches Hammam, taucht man eine vergleichbare Atmosphäre, wie sie in einem Hallenbad herrscht ein; es ist schwül- warm und alle schlurfen mit ihren Badelatschen leichtbekleidet durch die Räumlichkeiten.
Tritt man in ein Hammam ein, kommt man zunächst einmal in eine Art Umkleideraum, wo man sich bis auf die Unterhose entkleidet. (Trotz zahlreicher Erfahrungen im gemeinschaftlichen Duschen (nach dem Training oder nach einem Spiel) (für alle, die es nicht wissen, ich spiele Fußball) (und das waren gerade ganz schön viele Klammern), war es das erste mal ein komisches Gefühl und etwas fremd, vorallem, weil man hier sonst nie so viel Haut zeigt und vorallem sieht)

Anschließend gibt man seine Wechselklamotten und auch das Handtuch gegen eine kleine Gebühr den  "Hammam- Frauen", die während der Zeit deines Bades darauf aufpassen. Shampoo und all das, was Du für Deine Körperreinigung benötigst nimmst Du mit in den Baderaum, der einen wiederum an eine Sauna erinnert.

Aber STOPP! Denkst Du, Du kannst einfach so anfangen, Dich zu waschen?
Falsch gedacht; ganz so einfach läuft das nicht.
Es gibt bestimmte Dinge, die füreinen Hammam- Besuch unabkömmlich sind.
Also lies und lerne:

Zunächst einmal die richtige Vorbereitung eines solchen Besuchs; ins Hammam gehen muss schließlich geübt sein, man möchte sich ja nicht blamieren.
Was benötigst Du also?

Da wäre zum einen der typische und äußerst raue Hammam- Waschlappen.
Am Anfang eher Gewöhnungsache, insbesondere, wenn Du eine sehr zarte und weiche Haut hat.




Waschen ohne Seife? Wohl kaum.
Wer jetzt denkt, "ich bin doch nicht blöd, klar nehme ich mein Duschgel mit", der war leider, genau wie ich, etwas voreilig. Denn Du brauchst sein Duschgel nicht; dafür gibt es Savon (frz. für Seife). Erinnert auf den ersten Blick an Schuhcreme, nur dass diese durchaus weicher ist und nicht so zäh, wie die Seife.
Dann gibt es noch diverse Hornhautentferner, deren Kauf durchaus lohnenwert ist, insbesondere, wenn man, wie viele Marokkaner, eigentlich nur Flip Flops trägt.

sieht jetztnicht zäh aus, liegt daran, dass dies die "Luxus- Ausgabe" ist

zwei Varianten der Hornhautentferner
Da es sich um ein gemeinschaftliches Bad handelt und sich, angefangen beim kleinen Mädchen bis hin zum ehrenwerten Großmütterchen, alle abschrubben, ist es empfehlenswert sich einen kleinen Plastikhocker anzuschaffen, auf den Du Dich setzen kannst, um nicht mit vom kämmen herausgerissenen Haaren und abgeschrubbten Hautschuppen in Berührung zu kommen (hört sich um einiges  ekliger an, als es ist; versprochen!).

Zu guter Letzt benötigst Du noch eine Plastikkelle, mit der Du das Wasser aus den Eimern (die man sich nicht zwangsläufig kaufen muss; dasist von Hammam zu Hammam unterschiedlich) schöpfen kannst, um es Dir anschließend überzuschütten.



Alles ausgedruckt (ich würde eigentlich "mitgeschrieben" verwenden, aber...)?
Dann kann's ja jetzt losgehen!

Willkommen im Hammam!

Oh, etwas überfordert?
Keine Angst, ich zeig's Dir; schnapp' Dir diese zwei Eimer hier und folge mir.

Wir suchen uns am besten erstmal einen Platz, vorzugsweise an der Wand, sonst fühlt man sich so beobachtet.
Dann stell Dein Höckerchen hier hin und komm dann mit den Eimern mit mir.
Hier haben wir zwei Wasserhähne - warmes und kaltes Wasser. Pass aber auf, das warme Wasser ist echt heiß! Unsere Eimer füllen wir jetzt mit Wasser und setzen uns anschließend auf unsere Plätze.
So, mit der Kelle machst Du Dich jetzt erstmal nass.
Jetzt kommt die zähe Seife ins Spiel;reib' Dich damit ein und lasses für eine Weile einwirken.

Jetzt spülen wir die Seife ab.
Und nein, ich habe nicht vergessen, dass wir uns abreiben sollten.
Das kommt nämlich jetzt an die Reihe, nachdem wir die Seife abgewaschen haben.
Dazu nimmst Du Dir den Waschlappen zur Hand und reibst Deinen ganzen Körper kräftig ab. Es darf ruhig ein bisschen wehtun, das ist ganz normal. Und je nach Verschmutzungs- Grad, ist der Erfolg sogar sichtbar.
Nun kannst Du beliebig Deine Haare waschen und, wenn Du willst, gegebenenfalls, vorhandene Hornhaut von den Füßen entfernen.
Und wenn Du Dir mal richtig was gönnen möchtest, kannst Du Dich sogar gegen ein kleines Extra- Geld von einer Hammam- Frau massieren lassen.

Das war's auch schon.
Fühlst Du Dich nicht auch, wie neugeboren? Und die weiche Haut erst.
Wenn's Dir gefallen hat, sehen wir uns nächste Woche um die gleiche Zeit?
Also dann bis nächste Woche,

ciao,

Belize


p.s.: an meine männlichen Leser;
natürlich kann ich nur aus der weiblichen Sicht berichten.
Auch für mich bleiben die Räumlichkeiten für Männerein großes Mysterium. Aber ich bin mir recht sicher, dass es pi mal Daumen genauso abläuft.  Vielleicht beansprucht es nicht so viel Zeit; das Hammam ist ein willkommener Ort, um den neusten Klatsch und Tratsch auszutauschen (*zwinker* *zwinker*),aber sonst müsste es ähnlich sein.

Donnerstag, 14. Mai 2015

Multi Kulti

Löse den Knoten, laufe aus dem sicheren Hafen.
Erfasse die Passatwinde mit Deinen Segeln.
Erforsche.

Träume.
                                          
                                                               - Mark Twain -                                        
                                                               

Warum bin ich nach Marokko gekommen?
 
In meinem Kopf war schon früh der Plan ausgereift, nach der Schule die Welt zu sehen,andere Kulturen kennenzulernen und gleichzeitig etwas Sinnvolles zu machen, etwas zu leisten.
Nun bin ich also hier in dem schönen Essaouira und arbeite mit meinen liebgewonnen Kiddies zusammen.
Glücklicherweise konnte auch den Wunsch, neues von diesem Land kennenzulernen, in den letzten zwei Monaten in die Tat umsetzen.
Wochenendausflüge und zwei kleiner Reisen ermöglichten mir, dieses schöne Land noch weiter kennen- und liebenzulernen.





Da wäre zum Beispiel Oualidia, der kleine Bade- und Fischerort nördlich von Essaouira und auch an der Küste gelegen. Dort gibt es eigentlich nicht viel zu sehen. Was den Ort aber dennoch sympathisch macht, ob für internationale oder nationale reiche Touristen, ist die wunderschöne Lagune. Lässt man sich überreden, eine Bootsfahrt zu machen, sieht  man zahlreiche Austern, für deren Zucht Oulidia bekannt ist. Alles in allem eine ruhige Stadt, in der man es sich wirklich gut gehen lassen kann.

Auch meine neuen Hobbies (Surfen und Kite- Surfen) sind wahrscheinlich der Grund dafür, warum ich auch die Küste südlich von Essaouira weiter kennengelernt habe.
Denn lebt man in einer Stadt, wie Essaouira es ist und geht zudem noch surfen, wird quasi impliziert, dass man von etwas alternativeren kleineren Surfer- Orten förmlich angezogen wird.
So kam es dazu, dass ich die Surferspots schlechthin, mal abgesehen von Essaouira (natürlich), Immesouane und Taghazoute erkundet habe. Naja, erkundet wäre zu hochgegriffen. Ich lag hauptsächlich am Strand, bin surfen oder schwimmen gegangen und hab leckeres orginal italienisches Eis geschlemmt - la bella vita -


o.: Taghazoute
u.: Immesouane Plage


Mein Weg führte mich auch schon ins allseits bekannte Agadir.
Aber wenn Ihr mich fragt, muss man Agadir nicht dringend gesehen haben.
Bis auf einen zugegebenermaßen beeindruckenden Souk (Markt), auf dem man sich wirklich alles, was das Herz begehrt, kaufen kann (von der Olive, über das Weltmeister- Trikot, mit vier Sternen und zahlreichen Möbelstücken bis hin zu kuriosen Haustieren, wie zum Beispiel gefärbten Küken), gibt es nicht viel zu sehen. Was daran liegt, dass Agadir, nicht sowie andere marokkanische Städte, keine Medina (Altstadt) besitzt.
Warum nicht?
Durch das Erdbeben am 29. Februar 1960, welches nur 15 Sekunden dauerte, wurde die Stadt fast vollständig zerstört. Der Wiederaufbau war durch ein- und zweistöckige Betonhäuser geprägt, welche nach wie vor für die marokkanische Architektur befremdend wirken.
Verspürt man allerdings das dringende Bedürfnis, einen Cluburlaub zu machen und sich nach durchzechten Nächten lediglich am Strand auszuruhen, ist man in Agadirgenau an der richtigen Adresse. An der kilometerlangen Strandpromenade wechseln sich Luxusanlagen, chice Restaurants und exklusive Nachtclubs ab.


Ich war aber nicht nur an der Küste, auch zog es mich zusammen mit meinem Vater ins Landesinnere.
Paradise Valley, welches seinem Namen alle Ehre macht, der Ort Immouzzer, welcher in einer reizvollen Berggegend gelegen ist und der Massa- Nationalpark sind wirklich sehr schöne und empfehlenswerte Ausflugsziele, möchte man denn etwas anderes als Altstädte und Strand sehen. 



Landwirtschaft in Immouzzer


Massa- Nationalpark



Und zu guter Letzt war ich für eine Woche zusammen mit meinen Mitfreiwilligen im wunderschönen Chefchaouen, welches im Norden Marokkos liegt.
Die Stadt, welcher nachgesagt wird, Wasser im Überfluss zu haben und deswegen auch den Namen "Brunnenstadt" trägt, hat jedoch eine weitere Besonderheit. Denn eine Sache fällt besonders auf; die Farbe Blau.Unzählige Häuser, Gassen, Wandmalereien und etliche Terrassen wurde von den Einwohnern in einem himmlischen Blau gestrichen. Dies verleiht der Stadt etwas ganz Besonderes, etwas Angenehmes.
Anders als im Süden, ist dieLuft viel klarer und kühler. Die Landschaft ist einfach atemberaubend und für mich, schon acht Monate im Süden lebend, ungewohnt grün.
Schlendert man aufmerksam durch die kleinen Gassen, macht man noch eine witzige Entdeckung.
Wenn ich hier in Essaouira beziehungsweise im kompletten Süden unterwegs bin, werde ich auf Franzöisch angesprochen (angemacht) und auch die Beschilderung ist Arabisch- Französisch gehalten.
Anders in Chefchaouen (im Norden).
Denn im Jahr 1926 besiegten die Spanier und Franzosen die Rif- Berber und Chefchaouen gehörte endgültig zu spanischem Verwaltungsgebiet.
Deswegen sprechen die Menschen dort teilweise sogar, zusätzlich zu ihren Dialekten und Hocharabisch, Französisch und Spanisch. Dementsprechend ist die komplette Beschilderung nicht Arabisch- Französisch, sondern Arabisch- Spanisch.

Und noch eine Bemerkung, auf die ich mächtig stolz bin.
Ich konnte heraushören, dass die Menschen im Norden viel klarer sprechen und mein südliches Kauderwelsch teilweise gar nicht verstanden haben.
Das ist ein Grund stolz zu sein? Ja, in der Tat! Denn das bedeutet, dass ich mittlerweile so ein Sprachgefühl entwickelt habe, dass mir andere Akzente auffallen und das macht mich stolz.








All das Gesehene und Erlebte auf diesen kleinen Reisen, haben mir noch einmal bestätigt, dass es genau die richtige Entscheidung gewesen war, hier her gekommen zu sein.
Marokko ist so ein vielfältiges, interessantes und schönes Land,welches sich wirklich zu besuchen lohnt.
Und egal, wohin mein Weg mich geführt hat, habe ich doch immer aufgeschlossene, hilfsbereite und liebenswürdige Menschen getroffen.


Jetzt freue mich erstmal auf das alljährliche und in der Musikszene bekannte Gnawa- Festival hier in Essaouira, welches heute beginnt.
Natürlich werde ich Euch davon berichten.

Bis dahin, lasst es Euch gutgehen.
Liebe Grüße,

Belize