Freitag, 12. Juni 2015

Die Saison ist eröffnet!

Die Wintermonate liegen hinter uns und in Marokko ist es schon lange warm; mittlerweile ist der Sommer endgültig angekommen; ich hoffe auch bei Euch.
Und ihr wisst, was das bedeutet;
Die Tage sind länger und die Nächte kürzer, dementsprechend kann man mehr unternehmen.
Spaziergänge, Piknicke, gemütliche Grillabende mit Familie und Freunden und auch bald wieder schwimmen gehen in den umliegenden Seen und Freibädern. (Nehmt es mir nicht übel, aber ich schwimme schon seit Ende Februar regelmäßig)
Alle sind gut gelaunt und erfreuen sich am Leben.
Eine wichtige Komponente dieser sommerlichen Leichtigkeit ist wohl Musik.
Und wie in Deutschland und im Rest Europas, fängt auch hier in Marokko die Festivalsaison an.

Innerhalb des letzten Monats habe ich auf zwei solcher Festivals das Tanzbein geschwungen;
das Gnawa Festival, welches sogar in Essaouira selbst stattgefunden hat und das Mawazin Festival in Rabat, der Hauptstadt Marokkos.
Aber alles der Reihenfolge nach...
Was ist Gnawa- Musik eigentlich?

Alles hat damit begonnen, dass die Gnawa zusammen mit den Sklaven, die nach der Eroberung Timbuktus nach Marokko verschleppt wurden, nach Nordafrika kamen.
Wie alle Sklaven, brachten auch sie ihre Musik, ihre Tänze und ihre Kultur aus ihrer Heimat Mali mit und schafften es, diese bis heute zu bewahren.
Ihre Musik wird hauptsächlich und ursprünglich zu Riten gespielt, in denen es Geister und Dämonen zu besänftigen gilt, die sich der Menschen angenommenhaben.
So spielt Gnawa- Musik eine wichtige sozialpsychologische Rolle. Durch sie wird psychisch Labilen und Kranken die Möglichkeit geboten, in Form von Tanz, sich wiederholenden monotonen Körperbewegungen und Sprachformeln in Trance zu fallen und so, Aggressionen und innerliche Unruhe abzubauen.
Heute findet man Gnawa- Musik überall; sei es in Cafés, Restaurants oder auf der Straße.
Diese Musik wird hauptsächlich im Süden Marokkos gespielt.
Das wichtigste Instrument ist das Saiteninstrument Ginbri, welches gleichzeitig Rhythmus und Melodie geben kann und die Qarqaba,eine Art Metall- Kastagnette.
Zudem wird eine große Trommel gespielt, welche man sich über die Schulter hängt und mit zwei Schlägen beidseitig gespielt wird.


Gnawa- Musikanten






Besagtes Festival ist in der internationalen Musikszene recht bekannt und lockt jedes Jahr aufs Neue kurz vor Ramadan, Musikinteressierte aus allerWelt in das kleine Essaouira, in welchem dann eine Woche lang kompletter Ausnahmezustand herrscht. Wie auch dieses Jahr.
Schon ungefähr zwei Tage vor Festivalbeginn trudeln die Schaulustigen an.
Man muss aber erwähnen, dass das Gnawa Festivalzum größten Teil eineganz bestimmte Gruppe von Menschen anzieht.
Streift man nämlich so durch die Stadt, hat man das Gefühl, dass alle Hippies und Raster Marokkos in Essaaouira vereint sind. Ein willkommenes Event also für all die Alternativen, ob marokkanisch oder nicht.
So kann es dann auch passieren, dass man in den Massen bunter Flatterhosen und Tüchern, Tank Tops, Dreadlocks, Raster und Weed- Wolken verloren geht, aber zu Glück ist Essaouira ja nicht für seine Größe bekannt, weshalb man sich immer wiederfindet.
In der Zeit des Spektakels erweisen sich die zahlreichen Cafés in der Medina als äußerst praktisch. Braucht man eine Pause vom ganzen Rubel und Trubel, kann man sich einfach in ein solches setzen und in aller Ruhe und Gemütlichkeit und einer Kanne marokkanischen Minztee all die interessanten und unterschiedlichen Menschen, die ihres Weges gehen, beobachten.


auch wir haben uns angepasst

Willkommen zu Gnawa!


Ich muss so ehrlich sein und gestehen, dass Gnawa- Musik Geschmackssache ist und anscheinend nichts für meinen. Ich persönlich kann leider nicht so viel damit anfangen; auch nach neun Monaten nicht. Nach mindestens 30 Minuten, wenn nicht sogar nach zehn, bin ich genervt von den monotonenund scheppernden Klängen. Ihr müsst das aber selbst rausfinden, ich will hier niemanden meine Meinung aufdrängen.
Allerdings waren die Gnawa- Gruppen, welche auf dem Festival gespielt haben, wirklich gut. Zudem wurde auch nicht nur Gnawa gespielt; nein, auchsehr guter Jazz und andere afrikanische Musik, mit der ich mich dann schon eher identifizieren konnte und kann.
So viel zu meinen  Erfahrungen mit meinem ersten und vielleicht nicht letzten Gawa- Festival in Essaouira; man weiß ja nie.

Schon drei Wochen danach zog es Mirjam und mich nach Rabat auf das Festival Mawazin Rhythmes du Monde.
Andere Stadt, andere Musik, anderes Publikum, komplett andere Atmosphäre.
Wegen Künstlern, wie Ushre, Akon, Avici und Maroon 5, um nur ein paar genannt zu habe, hatte dieses Festival nicht mehr viel mit traditioneller Musik zu tun, was jedoch nicht bedeutet, dass gar keine marokkanische/ afrikanische Musik gespielt wurde.
Angereist sind wir letzten Samstag (und eigentlich auch nurfür diesen Tag), um Multi- Talent Pharrell Williams zu sehen.
(An dieser Stelle sei einmal angemerkt,dass sowohl das Gnawa Fetsival als auch Mawazin kostenlos sind.)
Was kann man zu ihm sagen? Guter Sänger und Entertainer, manchmal ein bisschen zu dick aufgetragen, aber jeder Star hat ja seine Allüren und solange sich das nur darauf beruht, sich bei den MarokkanerInnen einzuschleimen, soll mir das recht sein.
Was ich aber unverständlich finde, ist die Ignoranz, mit denen die Künstler teilweise auftreten. Auftritte wie zum Beispiel seiner Background- Tänzerinnen und auch Jennifer Lopez' wurden heftig diskutiert.
Warum? Na, das könnt Ihr Euch doch bestimmt schon denken.
Denn, muss man (wohl eher Frau) in einem muslimischen Land wirklich so viel Haut zeigen, dass Frau quasi auch nackt hätte auftreten können oder so tanzen, dass eine Pole- Stange nicht weiteraufgefallen wäre? Ich denke nicht.
Frauen wie J.Lo, nicht alternd (die Gute ist 45!) und zeitlos schön, haben es doch nicht nötig durch, in einem muslimischen Land, provokante Outfits und Bewegungen, Aufmerksamkeit zu ersuchen.
Es gibt doch durchaus auch sehr schöne und sogar, wenn Frau darauf nicht verzichten kann, aufreizende Kleider oder gar Hosen, oh ja, so etwas gibt es wirklich, kann fast gar nicht glauben, oder?
Oder kann sich ein Künstler wie Pharrell Williams nicht vorher etwas über Sitten und Normen in einem fremden Land informieren?
Wäre ihm so etwas bewusst oder würde er so etwas berücksichtigen, dann hätte er wohl kaum das Publikum, zum größten Teil aus jungen Männern bestehend, wieder und immer wieder "do you wanna be dirty girl?" singen lassen oder seine Tänzerinnen derart tanzen lassen, dass alle um uns herum, oh Wunder, in Gegröle verfallen sind und man vermehrt abwertende Gesten erspähen konnte.
Aber gut, wenn sie meinen, dass sie so ein Auftreten brauchen...

Ich für meinen Teil freue mich sehr auf kommenden Samstag, wenn wir wieder nach Rabat fahren, um Maroon 5 zu sehen.

Ich werde Euch demnächst noch mehr über marokkanische/ arabische Musik erzählen.
Denn was wäre ein Blogvon mir, ohne Einträge von einer meiner großen Leidenschaften, Musik?

Bis dahin,
Liebste Grüße,

Belize

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